Hodgkin-Lymphom – Lymphgranulomatose – Morbus Hodgkin – Ursachen Diagnose Behandlung

         

Hodgkin-Lymphom – Lymphgranulomatose – Morbus Hodgkin Das Hodgkin-Lymphom ist eine bösartige (maligne) Erkrankung des lymphatischen Systems. Der medizinische Begriff „Lymphom“ bezeichnet lediglich eine Lymphknotenvergrößerung, die unterschiedlichste Ursachen haben kann. Das Hodgkin-Lymphom zählt mit den sogenannten Non-Hodgkin-Lymphomen zu den malignen Lymphomen, also zu den bösartigen Lymphknotengeschwülsten. Die Krebserkrankungen betrifft eine besondere Art von weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten. Sie stellen die Zellen des lymphatischen Systems dar und spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr.

Das Hodgkin-Lymphom ist eine relativ seltene Krebserkrankung. Es macht mit den Non-Hodgkin-Lymphomen nur 5 % aller Krebserkrankungen aus. Die Anzahl der Neuerkrankungen pro Jahr wird mit ungefähr 3 Personen auf 100 000 Einwohner angegeben. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Ältere Menschen (Altersgipfel zwischen 60 und 70 Jahren) und junge Erwachsene (15 – 35 Jahre) erkranken am häufigsten. Bei Kindern unter zehn Jahren ist die Erkrankung selten.

Ursachen

Beim Hodgkin-Lymphom entarten infolge von Erbgutveränderungen bestimmte Zellen des lymphatischen Gewebes, vor allem die B-Lymphozyten. Aus ihnen entstehen die mehrkernigen Sternberg-Reed-Riesenzellen, die unter dem Mikroskop sichtbar gemacht werden können. Diese Zellen sind charakteristisch für das Hodgkin-Lymphom und kommen bei der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome nicht vor.

Die genaue Ursache für die Erbgutveränderungen ist nicht bekannt. Es gibt jedoch Anhaltspunkte dafür, dass das Epstein-Barr-Virus (= Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers) zu der Entartung der B-Lymphozyten führen kann.

Symptome

Das Hodgkin-Lymphom wird für gewöhnlich entdeckt, wenn einer oder mehrere Lymphknoten schmerzlos angeschwollen sind und sehr langsam wachsen. Die Lymphknoten befinden sich meistens an einer Seite des Halses, aber auch oft in der Leiste, den Achseln oder im Nacken.

Die Lymphknotenschwellungen können -je nach betroffener Körperregion – verschiedenste Symptome hervorrufen. Dies sind beispielsweise:

  • Neigung zu Blutung, Knochenschmerzen, Schwäche, Blutarmut und Neigung zu Infektionen. Die Symptome können auf einen Befall des Knochenmarks hindeuten.
  • Muskelschwäche und anhaltende Heiserkeit: In diesem Fall drücken vergrößerte Lymphknoten auf die Nerven in der Wirbelsäule oder in den Stimmbändern.
  • Schwellungen im Gesicht und am Hals: Die vergrößerten Lymphknoten blockieren den Blutstrom vom Kopf zum Herzen.
  • Gelbsucht: Die Lymphome behindern den Gallenabfluss aus der Leber.

Weitere Beschwerden bei Morbus Hodgkin können sich folgendermaßen äußern:

  • Schmerzen in den betroffenen Lymphknoten nach Alkoholgenuss („Alkoholschmerz) bei circa 2 – 5 % der Patienten;
  • Fieber, auch in Form Pel-Ebstein-Fiebers, bei dem die Körpertemperatur ungewöhnlich schwankt. Sie ist einige Tage oder Wochen deutlich erhöht und dann wieder normal oder deutlich erniedrigt.
  • unerklärlicher Juckreiz am ganzen Körper, der nur bei etwa 10 % der Patienten auftritt;
  • starker Nachtschweiß;
  • Appetitlosigkeit und unerklärlicher Gewichtsverlust, der über 10 % des Körpergewichts in weniger als sechs Monaten ausmacht.
  • Müdigkeit, Leistungsabfall und Schwächegefühl,
  • Schmerzen in Brust, Bauch und Rücken.

Diagnose

Eine schmerzlose, langsam voranschreitende Lymphknotenschwellung, die einige Zeit (bsp. länger als eine Woche) besteht und von Fieber, Gewichtsverlust und starkem Nachtschweiß begleitet wird, deuten auf die Erkrankung hin. Jedoch muss davon ein plötzliches, schmerzhaftes Anschwellen der Lymphknoten unterschieden werden, wie es bei einer Infektionskrankheit vorkommt. Dieses ist nicht typisch für ein Hodgkin-Lymphom. Die vergrößerten Lymphknoten in der Brust oder im Bauchraum werden manchmal auch zufällig bei Röntgenaufnahmen oder durch eine Computertomografie entdeckt, die aus einem anderen Grund vorgenommen wurden.

Auffälligkeiten im Blutbild und weitergehende Blutuntersuchungen können den Verdacht erhärten. Um die Erkrankung sicher diagnostizieren zu können, muss aus dem betroffenen Lymphknoten Gewebe entnommen und feingeweblich untersucht werden. Dabei lassen sich im Erkrankungsfall die Sternberg-Reed-Riesenzellen nachweisen. Diese Krebszellen sind vergleichsweise groß und haben mehr als einen Kern.

Um festzustellen, wie weit sich die Erkrankung im Körper bereits ausgebreitet hat, sind noch weitere Untersuchungen nötig. Sie dienen auch dazu, um das weitere Therapievorgehen festzulegen.

Zu diesen Diagnosemethoden gehören beispielsweise:

  • Knochenmarkuntersuchung,
  • CT (Computertomografie) der Lunge,
  • Ultraschall des Bauchraums (Milz, Leber!),
  • MRT (Magnetresonanztomografie) des Halses und von Bauch- und Beckenraum,
  • Skelettszintigrafie, bei vermuteter Beteiligung der Knochen.

Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ist die empfindlichste Methode, um die Ausbreitung des Hodgkin-Lymphoms zu bestimmen. Zudem kann damit beurteilt werden, wie gut ein Patient auf die Behandlung anspricht.

Stadien des Hodgkin-Lymphoms

Die Erkrankung wird in vier Krankheitsstufen eingeteilt: I, II, III, IV. Je höher die Zahl, desto weiter hat sich das Lymphom ausgebreitet. Wenn allgemeine Symptome (B-Symptome), wie Nachtschweiß, unerklärliches Fieber und Gewichtsverlust dazukommen, werden die Zahlen der Krankheitsstufen mit dem Buchstaben B ergänzt. Dabei bedeutet „IIB“, dass sich der Patient im Stadium II befindet, das heißt, dass zwei oder mehrere Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells befallen sind und er beispielsweise unter Nachtschweiß leidet. Die Anfügung des Buchstabens A deutet darauf hin, dass keine Allgemeinsymptome aufgetreten sind. Wenn die Geschwulst in die Umgebung des Lymphknotens eindringt, also zum Beispiel in die Lunge, das Brustfell oder den Herzbeutel, wird der Buchstabe E (extranodal = außerhalb des Lymphknotens) hinzugefügt.

Die Stadieneinteilung geschieht folgendermaßen:

  • Stadium I: Befall einer einzigen Lymphknotenregion
  • Stadium II: Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf einer Seite des Zwerchfells
  • Stadium III: Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen auf beiden Seiten des Zwerchfells
  • Stadium IV: Ausgedehnter Befall von Organen außerhalb des lymphatischen Systems (beispielsweise Leber, Lunge, Knochenmark). Die Lymphknoten können zusätzlich befallen sein, müssen aber nicht.

Behandlung

Die beiden gängigen Behandlungsmethoden sind die Strahlen- und Chemotherapie, eventuell werden beide Methoden miteinander kombiniert. Im Stadium IA oder IIA ist meist die Strahlentherapie ausreichend. Bei stark vergrößerten Lymphknoten im Brustbereich wird zusätzlich eine Chemotherapie eingesetzt. Im Krankheitsstadium III und IV wird die Chemotherapie für gewöhnlich mit einer Kombination von Medikamenten durchgeführt. Die gebräuchliche Kombination ist ABVD (Adriamyzin, Bleomycin, Vinblastin und Dacarbazin).

Patienten, die einen Rückfall erleiden, werden mit einer erneuten Chemotherapie behandelt. Eine weitere Option ist die sogenannte autologe Stammzelltransplantation, bei der die eigenen Stammzellen des Patienten verwendet werden. Die Nebenwirkungen aller Behandlungsmethoden können sehr massiv sein, jedoch kann mit ihnen – auch in weit fortgeschrittenen Stadien und bei Rezidiven – eine Heilung möglich sein. Insgesamt ist die Prognose für diese Tumorart bei adäquater Therapie heutzutage günstig.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 20.04.2008