Klumpfuß – Pes equinovarus – Ursache Therapie Diagnose

         

Klumpfuß – Pes equinovarus Der Klumpfuß ist eine komplexe Fußfehlstellung, die in verschieden Ausprägungsformen auftritt. Seine Komplexität zeichnet sich dadurch aus, dass mehrere Strukturen, wie die Fußwurzeln, Sehnen, Bänder und einzelne Muskeln, betroffen sind. Die Fußdeformität kann nur einseitig oder an beiden Füßen vorkommen. Die am häufigsten anzutreffende Form entsteht durch eine Einwärtsdrehung und Senkung des Rückfußes und des Knöchels in Verbindung mit einer Einwärtsdrehung des Vorfußes. Würde man die Fußfehlstellung nicht behandeln, so liefen die Betroffenen auf der Außenfußkante oder im Extremfall sogar auf dem Fußrücken.

Häufig entstehen die Fußfehlstellungen bereits im Mutterleib. So kommen etwa 1 – 3 von 1 000 Kindern mit einem Klumpfuß auf die Welt. Jungen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Aber auch bestimmte neurologische Krankheiten können einen Klumpfuß bedingen. Zu denken ist hier an angeborene Spaltwirbel (Spina bifida) oder Lähmungen bestimmter Beinmuskeln.

Ursache

Die genauen Ursachen können nicht immer geklärt werden. Bei einem angeborenen Klumpfuß nimmt man eine multifaktorielle Vererbung an. Eine strukturelle Fehlbildung des Fußes liegt vor. Da der Klumpfuß ähnlich aussieht wie ein embryonaler Fuß in der 5. bis 12 Schwangerschaftswoche wird ein Stehenbleiben der Fußentwicklung in einer frühen embryonalen Phase angenommen. Diese steht in Verbindung mit einer Entwicklungshemmung der Muskulatur (Klumpfußwade). Auch bestimmte „Umstände“ beim Heranreifen des Ungeborenen im Mutterleib scheinen einen Einfluss auf die Ausbildung der Fußdeformität zu haben. Zu denken ist hier an eine Raumbeengung oder Fruchtwassermangel und eine daraus resultierende Zwangshaltung des Fußes. Der Klumpfuß kann auch erworben sein. Dann entsteht er bsp. im Rahmen einer Poliomyelitis (Kinderlähmung) oder nach traumatischen Ereignissen.

Diagnose

Bereits beim Neugeborenen zeigen sich die typischen Anzeichen (verformte Füße, verkürzte Wade). Im Prinzip besteht die Fußdeformität aus vier Fehlstellungen, die mehr oder weniger stark ausgeprägt sind:

  • Spitzfuß: Die Fußspitze zeigt nach unten und ist nur wenig beweglich. Der Fuß steht nur auf dem Ballen, die Ferse berührt den Boden nicht. Die Achillessehne ist verkürzt, die Wadenmuskulatur unterentwickelt und verkürzt (Klumpfußwade).
  • Einwärtsdrehung des gesamten Fußes. Die Fußaußenkante ist nach unten gedreht, im Extremfall schaut die Sohle nach oben.
  • Sichelfuß: Die Zehen und der Mittelfuß sind einwärtsgedreht. Von oben betrachtet ergibt sich das Bild einer Sichel.
  • Hohlfuß: Das Längsgewölbe des Fußes ist überhöht, es zeigt sich ein hoher Spann.

Die Fehlstellung lässt sich nicht durch manuelle Maßnahmen nicht in eine andere Richtung bewegen. Vielmehr bleibt der Fuß steif in seiner Fehlstellung fixiert. Mithilfe eines Röntgenbildes lassen sich die knöchernen Anomalien sichtbar machen. Die Röntgenaufnahmen dienen in erster Linie dazu, den Verlauf der Erkrankung zu beurteilen. Neurologische Erkrankungen oder andere Skelettfehlbildungen, bei denen Klumpfüße vorkommen, müssen zudem ausgeschlossen werden (bsp. „offener Rücken, Hüftdysplasie).

Therapie

Der Klumpfuß wird so früh wie möglich therapiert. Schon bei den Neugeborenen wird ein Gips angelegt, der meist bis zum dritten Lebensmonat getragen werden muss. In dieser Zeit wird er immer wieder erneuert. Kommt es zu keiner vollständigen Rückbildung des Klumpfußes, so erfolgt eine operative Korrektur. Je nach Ausprägung der Fehlbildung kann dies beispielsweise eine Achillessehnenverlängerung oder Knochen-Umstellungsoperation sein. Auch danach ist eine Ruhigstellung per Gips nötig. Um das positive Ergebnis jedweder Behandlung zu sichern, wird die Therapie bsp. mit Nachtlagerungs-Schalen oder Einlagen fortgeführt. Manchmal ist dies bis zum Abschluss der Wachstumsphase nötig. Begleitet werden diese Maßnahmen von Krankengymnastik zur Kräftigung der Muskeln und physiotherapeutischem Dehnen von Fuß und Knöchel. Die Wahl der einzelnen Therapieoptionen hängt vom Ausmaß der Fußdeformität ab und muss eingehend mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Verlauf

Wird ein Klumpfuß nicht therapiert, entwickelt der Betroffene ein ungewöhnliches Gangbild. Die Fehlbildung führt zu einem deformierenden Knochenwachstum und der Fuß versteift vollständig in seiner anormalen Haltung. Die Folgen sind Arthrosen (Gelenkverschleißerscheinungen), Bewegungseinschränkungen und Druckgeschwüre an den Außenrändern des Fußes. Setzt bereits im Neugeborenenalter eine adäquate Behandlung ein, so ist oftmals eine vollständige Heilung möglich.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008