Erblindung

         

Erblindung Der medizinische Fachbegriff für Blindheit ist „Amaurose“. Damit ist ein völliges Fehlen des Sehvermögens gemeint, welches angeboren oder erworben sein kann. Davon unterscheidet sich die juristische Definition, bei der ein Mensch als blind gilt, wenn er selbst mit Brille oder Kontaktlinsen auf dem besseren Auge weniger als 2 Prozent (wird auch als ein Fünfzigstel (1/50) bezeichnet) dessen sieht, was ein normalsichtiger Mensch wahrnimmt. Zudem wird die Blindheit nach dem Gesetz auch über ein hochgradig konzentrisch eingeschränktes Gesichtsfeld definiert. Viele Menschen, die juristisch als blind gelten, können zwar noch Schatten und Licht unterscheiden, sehen aber keine Details mehr und können sich in unvertrauter Umgebung nicht mehr zurechtfinden. Der häufigste Grund für die Blindheit ist die altersabhängige Makuladegeneration. In Deutschland leben ungefähr 164 000 blinde Menschen. Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen. Die meisten Personen erkranken im hohen Alter.

Ursachen

Gliedert man die Gründe für die Blindheit nach Häufigkeit, so ergeben sich laut WHO für Mitteleuropa folgende Zahlen:

  • Altersabhängige Makuladegeneration (50 %)
  • Glaukom (18 %)
  • Diabetische Retinopathie (circa 17 %)
  • Katarakt (5 %)
  • Hornhauttrübung (3 %)
  • Erblindung in der Kindheit (2,4 %)
  • Sonstige Ursachen (4,6 %).

In tropischen Ländern spielen infektiöse Ursachen, wie ein Trachom oder Bilharziose eine große Rolle als Ursache einer Erblindung.

Legt man die das Auge betreffenden Beeinträchtigungen zugrunde, die zur Erblindung führen, so ist folgende Einteilung möglich:

  • Die Lichtempfindlichkeit der Netzhaut ist gestört: Ursachen dafür sind eine Netzhautablösung, ein Glaukom, der Diabetes mellitus, die Makuladegeneration und die Retinopathia pigmentosa.
  • Es gelangt kein Licht auf die Netzhaut: Die Hornhaut ist durch Infektionen, wie ein Trachom, Lepra und Onchozerkose, derart geschädigt, dass sie milchig eingetrübt ist. Auch ein Vitamin-A-Mangel kann zu Trübungen führen.
  • Die Impulse, die von der Netzhaut ausgehen, werden nicht richtig an das Gehirn übermittelt. Ursächlich können Hirntumoren, Erkrankungen des Nervensystems (multiple Sklerose) und eine ungenügende Durchblutung der Netzhaut (Blutgerinnsel in der Netzhaut) sein.
  • Das Gehirn kann die vom Auge gesendeten Informationen nicht richtig verarbeiten: Hinter dieser Schwäche können ein Schlaganfall oder Tumoren stecken, welche für die visuelle Informationsverarbeitung zuständig sind (Sehrinde).
  • Die Lichtstrahlen werden nicht richtig auf der Netzhaut gebündelt: Dahinter stecken schwere Brechungsfehler, die sich nicht durch Brillen oder Kontaktlinsen ausreichend korrigieren lassen.

Symptome

Wer sein Sehvermögen eingebüßt hat, sieht unter Umständen gar nichts mehr oder erkennt nur noch vage Schatten. Der Verlust kann auf beiden Augen oder einseitig auftreten, von Dauer sein oder nur vorübergehend stattfinden. Je nach Geschwindigkeit, mit der sich die Erblindung einstellt, bemerkt man den Sehverlust sofort oder die Sehverschlechterung bleibt lange Zeit unentdeckt.

Diagnose

Der Erkrankte nimmt selbst wahr, dass seine Sehfähigkeit verloren gegangen ist oder er nur noch hell und dunkel unterscheiden kann. Durch verschiedene Untersuchungen beim Augenarzt und bildgebende Verfahren (MRT, CT) des Gehirns sowie neurologischer Untersuchungen, kann die Ursache der Erblindung ausfindig gemacht werden.

Behandlung

Bei einer Erkrankung der Netzhaut oder des Sehnervs ist es für gewöhnlich nicht möglich, die Sehkraft wieder herzustellen. Tritt der Sehverlust plötzlich ein und ist der Grund dafür ein Gefäßverschluss, besteht mit rechtzeitig eingeleiteten Maßnahmen (Auflösen des Gerinnsels) die Möglichkeit, dass wieder eine Besserung eintritt.

Ob das stark beeinträchtigte Sehvermögen bestehen bleibt oder nicht, hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Sehr oft bleibt der Sehverlust bestehen. Rehabilitationsmaßnahmen zielen darauf ab, dass der Betroffene ein weitestgehend eigenständiges Leben führen kann.

med. Redaktion Dr. med. Werner Kellner
Aktualisierung 19.06.2008