Reisen und Diabetes

Diabetiker können genauso wie Nicht-Diabetiker überall hinreisen. Voraussetzung ist allerdings, dass ihr Diabetes stabil eingestellt ist und sie nicht zu häufigen Unter- und Überzuckerungen (= Hypo- oder Hyperglykämien) neigen. Des Weiteren sollten die Diabetiker über sehr gute Kenntnisse hinsichtlich der Kontrolle und Therapie ihrer Krankheit mit den jeweiligen Medikamenten verfügen. Längere Aufenthalte im Ausland und Fernreisen müssen sorgfältig mit dem behandelnden Arzt geplant werden.

Spezielle Reise- und Hotelführer für Diabetiker sind ebenfalls erhältlich oder können beim Deutschen-Diabetiker-Bund angefordert werden. Viele Reiseveranstalter und Fluggesellschaften sind auf Diabetiker eingestellt. So kann bei den meisten Fluggesellschaften ein spezielles Essen auf Wunsch vorbestellt werden.

Welche Dokumente sollten bei Diabetes mitgeführt werden?

Neben einem gültigen Reisepass (ev. Personalausweis) sind folgende Dokumente wichtig:

  • ein Diabetikerausweis. Er sollte möglichst in mehreren Sprachen abgefasst sein, zumindest aber in Englisch (internationaler Diabetikerausweis). Als Sicherheit kann zusätzlich eine Kopie der wichtigsten Seiten des Ausweises in der jeweiligen Landessprache mitgeführt werden.
  • eine Bestätigung des Hausarztes, dass der Diabetiker eine gewisse Menge an Insulinspritzen mit sich führen muss.
  • eine Bescheinigung der Krankenkasse über den Versicherungsschutz im Ausland.
  • ein gültiger Impfausweis. Hier sollten alle aufgeführten Impfungen aufgezeichnet sein. Eventuell für das Reiseland notwendige und empfohlene Impfungen müssen rechtzeitig vor Reiseantritt durchgeführt werden.

Was gehört speziell in die Reiseapotheke eines Diabetikers?

Vor Reiseantritt müssen ausreichende, eher großzügig bemessene Mengen an Medikamenten (orale Antidiabetika und/oder Insulin) sowie Utensilien zur Blutzuckermessung und andere Hilfsmittel eingepackt werden. Eventuell muss auch eine verzögerte Abreise aus dem Urlaubsland überbrückt werden.

Für die Blutzuckerselbstkontrolle sollte Folgendes eingepackt werden:

  • Blutzuckermessgerät mit den entsprechenden Teststreifen; auch einfache Teststreifen zum Ablesen ohne Gerät, falls dieses ausfällt.
  • Ersatzbatterien für das Ablesegerät;
  • (Alkohol-)Tupfer;
  • Stechgerät und Lanzetten, falls das Blutzuckermessgerät ausfällt;
  • Desinfektionsmittel
  • bei Pumpenträgern Pumpenzubehör, vor allem Batterien;
  • Teststeifen für die Messung von Ketonkörpern im Urin;
  • Notizbuch;
  • Uhr mit Sekundenzeiger;
  • Diabetestagebuch.

Das Messgerät und die Teststreifen dürfen wie das Insulin (siehe unten) nicht zu heiß und nicht zu kalt gelagert werden. Sie gehören bei Flügen auf jeden Fall in das Handgepäck!

Achtung: Seit 2006 gelten bei Flugreisen in bestimmte Länder (USA, Großbritannien, EU) veränderte Bestimmungen für die Mitnahme von Flüssigkeiten im Handgepäck. Erkundigen Sie sich daher vorab, wie viel Insulin Sie mitführen dürfen!

Für die Insulin- und Medikamententherapie sollte Folgendes mitgeführt werden:

  • ein ausreichend großer Vorrat an Insulin und Medikamenten, der für die ganze Urlaubszeit reicht. Diabetiker, die normalerweise Mischinsuline verwenden, sollten zusätzlich noch eine gewisse Menge an rasch wirksamen Normalinsulin mitnehmen, um starken Blutzuckeranstiegen entgegenzuwirken.
  • Wird das Insulin mit einem Pen injizieren, so ist es ratsam ein Ersatzgerät einzupacken.
  • Insulinspritzen, Nadeln und das zu den Spritzen passende Insulin sollte jeder insulinpflichtige Diabetiker mit sich führen. Die Insulinpumpe oder der Pen können aus irgendeinem Grund ausfallen.
  • Eventuell ist es auch nötig eine Kühlbox oder einen Styroporbehälter zur Lagerung des Insulins mitzunehmen.
  • Insulin gehört auf Flugreisen auf jeden Fall ins Handgepäck. Im Frachtraum wird es zu niedrigen Temperaturen ausgesetzt. Außerdem sind dadurch bei einem Verlust des Koffers die Diabetesmedikamente trotzdem immer schnell verfügbar.

Für die Ernährung und für Notfallsituationen sollte Nachfolgendes dabei sein:

  • Umrechnungstabellen,
  • Kekse, Müsliriegel, Zwieback, Dörrobst oder Knäckebrot,
  • Glukagon-Fertigspritze, die ein Milligramm Glukagon enthält: Sie kann bei einer schweren Hypoglykämie mit Bewusstseinstörung injiziert werden.
  • Traubenzucker, der vor Feuchtigkeit geschützt ist.

Was muss bei längeren Reisen beachtet werden?

Die Messung des Blutzuckers sollte bei allen längeren Reisen häufiger erfolgen. Empfehlenswert sind alle drei Stunden. Da eine Unterzuckerung während einer Fernreise schlimme Folgen haben könnte, ist es günstig, den Blutzuckerspiegel auf etwas höhere Werte einzustellen. Ratsam ist die Einstellung zwischen 120 und 180 mg/dl (6 -10 mmol/l).

Dazu ist für Diabetiker mit einer intensivierten konventionellen Insulintherapie eine Dosisreduzierung des schnell wirkenden Normalinsulins zu den Mahlzeiten von 20 Prozent anzuraten. Träger einer Insulinpumpe müssen keine Veränderungen vornehmen, sie sollten bei einer Zeitverschiebung jedoch die Uhrzeit der Pumpe auf die gegenwärtige Ortszeit einstellen. Diabetiker, die mit oralen Antidiabetika therapiert werden, können ihre Tabletten nach der jeweiligen Ortszeit einnehmen.

Was ist bei Flugreisen zu berücksichtigen?

Eine Einschränkung beim Fliegen haben Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit. Gerade bei Diabetes ist das Risiko an einer Herzkrankheit zu leiden besonders hoch. Auch Diabetiker, die gut eingestellt sind und belastbar wirken, können von einem unbemerkten Herzleiden betroffen sein. Suchen Sie vor Kurz- oder Langstreckenflügen daher unbedingt Ihren behandelnden Mediziner auf. Er kann eine kardiologische Basisuntersuchung durchführen.

Das Untersuchungsergebnis gibt Aufschluss darüber, ob Sie unbesorgt eine Flugreise antreten können. Das Herz belastende Umstände bei Flugreisen sind auf die niedrige Luftfeuchtigkeit, den verringerten Luftdruck, die Druckdifferenzen und die eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten zurückzuführen.

Wie wird die Insulindosis auf Langstreckenflügen angepasst?

Bei Flugreisen in Ost-West-Richtung bzw in Nord-Süd-Richtung, die eine Anzahl von fünf Zeitzonen nicht überschreiten, müssen Diabetiker ihre Insulindosis nicht verändern.

Speziell bei Interkontinentalflügen werden aber fünf Zeitzonen überschritten und der Tag verlängert oder verkürzt sich. In diesem Fall muss eine Anpassung der Insulintherapie erfolgen.

Verlängerung des Tages – Flugreisen in Richtung Westen

Flüge von Deutschland an die Ost- bzw. Westküste der Vereinigten Staaten haben eine Zeitverschiebung von 6 bis 9 Stunden zur Folge. Ein Flug von Japan oder Australien in Richtung Deutschland bringt auch eine Zeitverschiebung von neun Stunden mit sich. Die Menge des zu spritzenden Insulins muss daher für einen 30- bis 33-Stunden Tag ausreichen.

Die Insulindosis wird Folgendermaßen angepasst. Vor dem Frühstück und Abendessen wird die übliche Dosis Mischinsulin oder Basalinsulin injiziert. Meist genügt es dann – je nach Blutzuckermessung – die Zeitverlängerung mit zusätzlichen Normalinsulindosen vor den Mahlzeiten zu überbrücken. Bei der Behandlung mit Tabletten werden diese morgens in der gewohnten Dosierung eingenommen. Ein Mehrbedarf an oralen Antidiabetika kann in der zweiten Tageshälfte genommen werden. Die zweite Tagesdosis kann um ein Viertel bis um die Hälfte erhöht sein. Die Einnahme am darauf folgenden Tag richtet sich nach der Ortszeit.

Verkürzung des Tages – Flugreisen in Richtung Osten

Bei Flügen von den USA in Richtung Deutschland verkürzt sich der Tag um sechs bis neun Stunden. Jetzt muss die Insulindosis an einen 18 oder 15 Stunden Tag angepasst werden. Bei der konventionellen Therapie vermindern Sie die Dosis an Depotinsulin am Vorabend des Fluges um 30 Prozent, am Morgen des Abflugtages ebenfalls um 30 Prozent. Während des Fluges injizieren Sie Normalinsulin vor den Mahlzeiten, je nach Blutzuckermessung. Die Depotinsulindosis am Abend und am Morgen vor der Ankunft reduzieren Sie ebenfalls um 30 Prozent.

Bei der intensivierten Insulintherapie verringern Sie die abendliche Basalinsulindosis um 20 Prozent. Die erforderliche Menge an Altinsulin errechnen Sie nach der Blutzuckermessung aus dem Korrekturfaktor und den geschätzten Broteinheiten der Mahlzeit, die im Flugzeug eingenommen wird. Kommen Sie morgens am Zielflughafen an, so gehen Sie auf Ihre gewohnte Tagesdosis über. Bei der Behandlung mit oralen Antidiabetika, muss die Tablettendosis in der zweiten Tageshälfte um ein Viertel bzw. um die Hälfte verringert werden. Gemäß der neuen Ortszeit werden dann die Tabletten wieder wie gewohnt genommen.

Vor Reisebeginn sollten Sie sich jedoch genau mit Ihrem behandelnden Arzt absprechen und die genaue Vorgehensweise festlegen. Empfehlenswert ist es auch, den Schlaf-Wach-Rhythmus bereits vor Reiseantritt je nach Urlaubsland angepasst um zwei bis drei Stunden zu verschieben.

Auf was sollte man am Urlaubsort aufpassen?

Bei einem Aufenthalt in warmen Ländern achten Sie auf folgende Punkte:

  • Schützen Sie sich und Ihr Insulin vor direkter Sonneneinstrahlung. Bei Temperaturen um die 30°C ist das Insulin nur drei Tage haltbar, über 40°C wird es völlig unbrauchbar. Lassen Sie es also nicht im Handschuhfach Ihres Wagens liegen und nehmen Sie es nicht ungeschützt mit an den Strand. Am besten geben Sie es in einer Kühl- oder Styroporbox.
  • Bewahren Sie auch Ihr Messgerät vor zu großer Hitzeeinwirkung. Umwickeln Sie es mit einem Handtuch oder verwenden Sie eine Styroporbox.
  • Bei Wärme wird die Haut stärker durchblutet. Das Insulin gelangt schneller in den Blutkreislauf und der Insulinbedarf kann erniedrigt sein. Führen Sie daher die Blutzuckerkontrollen gewissenhaft durch und passen Sie die Insulindosis an.
  • Tragen Sie am Strand immer bequeme Badeschuhe. Spitze Steine, scharfe Muschelkanten oder Glasscherben können Verletzungen an den Füßen verursachen, die bei einem Diabetiker nur sehr schlecht heilen.
  • Schützen Sie sich besonders gut vor Insektenstichen. Bei Diabetikern infizieren sich diese kleinen Wunden sehr leicht.

Bei kalter Witterung achten Sie auf folgende Punkte:

  • Das Insulin darf nicht gefrieren, da es sonst unbrauchbar wird.
  • Bei Kälte wird die Haut schlechter durchblutet, das Insulin wird also eventuell nicht so schnell aufgenommen. Außerdem kann es schmerzhaft sein, kaltes Insulin zu spritzen. Daher sollte das Insulin immer auf Zimmertemperatur angewärmt sein und in die Bauchregion gespritzt werden.
  • Die gemessenen Blutzuckerwerte können bei extrem kalter Witterung auch niedriger ausfallen, als sie vom Messgerät angezeigt werden. Messen Sie daher Ihre Werte lieber öfter.
  • Schützen Sie das Insulin und das Messgerät vor zu starker Kälte. Bewahren Sie das Insulin nahe am Körper auf, beispielsweise in der Innentasche Ihres Anoraks.

Weitere Ratschläge für Unterwegs:

  • Passen Sie Ihre Insulin- bzw. Medikamentendosis an die veränderten körperlichen Aktivitäten im Urlaub an. Dazu zählen sowohl vermehrte Anstrengungen wie Stadtbesichtigungen und Sport, als auch verminderte körperliche Betätigungen, wie Faullenzen am Strand.
  • In vielen Ländern erkrankt man sehr schnell an Magen-Darminfektionen. Als Diabetiker müssen Sie wissen, dass Erbrechen und Durchfälle die Aufnahme von Kohlenhydraten vermindert. Es werden weniger Insulin bzw. Tabletten benötigt. In diesem Fall sind häufigere Messungen der Blutzuckerwerte erforderlich, um eine genaue Dosisanpassung zu ermöglichen.
  • In den meisten Ländern ist es möglich, sich fast genauso zu ernähren wie zu Hause. Allerdings sollte man sich vor allem bei großen Fernreisen schon zu Hause über die landesüblichen Speisen informieren. Mit Kochbüchern, einschlägigen Umrechnungstabellen oder durch den Besuch eines landesspezifischen Lokals am Heimatort können Sie sich auf die andersartige Kost vorbereiten.
  • Vergessen Sie auch auf den Reisen die Zwischenmahlzeiten nicht. Auch wenn Sie bei einem Reiseveranstalter Vollpension und Diätküche gebucht haben, müssen Sie bei den Zwischenmahlzeiten selbst versorgen. Nützlich ist es dazu, selbst einen Vorrat an Keksen, Müsliriegeln oder Knäckebrot mitzunehmen (Einreisebestimmungen des Landes beachten!). Andernfalls erkundigen Sie sich bereits vor Reiseantritt, welche Versorgungsmöglichkeiten im Land bestehen.