Der diabetische Fuß

Das Krankheitsbild des diabetischen Fußes ist die typische Folge eines über Jahre hinweg schlecht eingestellten Diabetes. Er muss rechtzeitig erkannt und behandelt werden, da schwere Infektionen bis auf die Knochen vordringen und der Grund für eine Fußamputation sein können. Prinzipiell können zwei Formen unterschieden werden, die auf unterschiedliche Schädigungen zurückzuführen sind:

Dem neuropatischen Fuß liegen Nervenschädigungen der peripheren Nerven zu Grunde. Er macht circa 70 Prozent aller Fälle des diabetischen Fußes aus. Der ischämisch-gangränöse diabetische Fuß ist auf arterielle Durchblutungsstörungen in den kleine (Mikroangiopathien) und großen Blutgefäßen (Makroangiopathien) zurückzuführen. Er macht 20 bis 30 Prozent aller Fälle aus und kann zum Absterben ganzer Gewebebezirke führen. Der Ausdruck „ischämisch-gangränös“ weist sowohl auf die Ursache und eine Auswirkung dieses Erkrankungsbildes hin. Dabei bedeutet „ischämisch“ blutleer oder mangelhaft durchblut, „gangränös“ deutet auf die Bildung eines so genannten Gangräns hin. Dabei handelt es sich um abgestorbenes Gewebe, das sich aufgrund des Abbaus von dem darin befindlichen roten Blutfarbstoff dunkel bis schwarz färbt. Eine Kombination aus beiden Erscheinungsformen tritt bei 20 bis 30 Prozent aller Patienten auf und ist oft schwierig zu diagnostizieren.

5.1. Neuropatischer Fuß

Wichtig ist es die ersten Anzeichen von Nervenstörungen zu erkennen. Daher sollte die tägliche Inspektion der Füße Pflichtprogramm für einen Diabetiker sein. Der neuropatische Fuß macht sich folgendermaßen bemerkbar:

  • Veränderungen der Haut an den Füßen, z.B. trockene Haut, die zu Einrissen, Schrunden oder Verhornungen neigt;
  • Kältegefühl trotz warmer Füße und tastbarer Fußpulse;
  • Gefühle von Taubheit, Spannung, Kribbeln, Ameisenlaufen;
  • Nachlassen des Temperatur- und Schmerzempfindens;
  • Unsicheres Gefühl beim Gehen;
  • Schwellungen am Gelenk (Ödeme), Deformierungen am Fuß, unbewegliche Zehen, Fehlstellung der Füße;
  • Verletzungen, die nicht oder nur wenig schmerzen.

Das Tückische ist, dass es durch die trockene Haut vermehrt zu guten Infektionsquellen (Risse, Schrunden, usw) kommt. Eine Infektion oder Verletzung wird aufgrund der Neuropathie jedoch nicht wahrgenommen, die Warnfunktion des Schmerzes fehlt. Infektionen können sich unbemerkt ausbreiten und zu Geschwüren führen. Kommt dazu noch eine Schädigung der versorgenden Blutgefäße, so heilen die Wunden auch noch sehr schlecht.

Die Behandlung des neuropatischen Fußes setzt auf eine konsequente Druckentlastung (gutes Schuhwerk, bequeme Baumwollsocken, usw.). Offene Wunden müssen immer gut gereinigt werden, abgestorbenes Gewebe entfernt werden. Als Wundverbände sind zur Vermeidung einer erneuten Infektion ein Silber-Aktivkohle-Verband und später zur Wundheilung eine Kalzium-Alginat-Auflage empfehlenswert. Um eine Ausbreitung von Infektionen zu vermeiden, müssen Antibiotika eingenommen werden. Bei einer schweren Schädigung muss eventuell sogar Knochengewebe entfernt oder kleine Amputationen durchgeführt werden.

2. Ischämisch-gangränöser Fuß

Diesem diabetischen Fuß liegen Durchblutungsstörungen in den großen und kleinen Blutgefäßen der Beine und Füße zu Grunde. Im Gegensatz zum neuropatischen Fuß ist hier eines der Hauptsymptome Schmerzen, die sich von den Füßen und Unterschenkeln bis zu den Oberschenkeln ziehen können und im Ruhezustand wieder verschwinden. In diesem Zusammenhang wird auch von der so genannten Schaufensterkrankheit (Claudicatio intermittens) gesprochen, weil die Betroffenen alle paar Meter unauffällig vor den Schaufenstern stehen bleiben, damit der Schmerz abklingen kann. Der Grund für das Krankheitsbild ist die schlechte Versorgung der Arme und Beine mit Nährstoffen, da das Blut wegen der Arterienverengung nicht mehr ungehindert fließen kann. Der ischämisch-gangränösen Fuß findet sich auch unabhängig von einem Diabetes bei starken Rauchern, Bluthochdruckkranken und bei Menschen mit einer koronaren Herzkrankheit.

Charakteristische Anzeichen für die Durchblutungsstörungen sind:

  • Kalte Füße mit blasser, bisweilen bläulicher und dünner Haut;
  • Wadenschmerzen beim Gehen, Besserung in Ruhe;
  • Schmerzhafte Zehenrötungen und Wunden, nekrotisches (abgestorbenes) Gewebe, Ausbildung eines typischen Geschwürs (Gangrän);
  • Fehlende Fußpulse.

Wichtig bei der Behandlung sind die gute Einstellung des Diabetes und eine Wiederherstellung und Förderung der Durchblutung. Um die Durchblutung anzukurbeln gibt es verschiedene operative Maßnahmen, begleitend werden Medikamente zur Verbesserung der Mikrozirkulation verabreicht. Ausreichend Bewegung ist – eventuell im Rahmen eines Gehtrainings – ist ein natürliches Mittel, um die Durchblutung anzuregen.

Über das Ausmaß der Durchblutungsstörung gibt beispielsweise eine Doppler-Sonographie, ein spezieller schmerzloser Ultraschall, Auskunft. Hat sich bereits nekrotisches Gewebe gebildet, so muss diese entfernt werden, zum Beispiel durch Ausschneiden der Wunde. Die Wundpflege erfolgt dann zunächst durch Hydrogele, die die Wunde feucht halten. Begleitend ist bisweilen eine systemische Antibiotikatherapie notwendig.

Heilen Wunden des ischämisch-gangränöser Fußes nicht ab, so kann eine künstliche Arterienerweiterung (Angioplastie) oder eine Überbrückung von Blutgefäßen (Bypassoperation) mit körpereigenen oder künstlichen Gefäßen, in Erwägung gezogen werden.

Vorbeugung

Die tägliche Fußpflege sollte bei jedem Diabetiker – auch wenn sie zunächst lästig und überflüssig erscheint – zum Standardprogramm gehören. Sie kann vor schlecht heilenden Wunden und schwer behandelbaren Infektionen schützen. Folgende Tipps sind hilfreich:

  • Untersuchen Sie die Füße täglich auf Blasen, Druckstellen, Einrisse, Rötungen und Hühneraugen. Die Ursachen, wie drückende Schuhe, müssen umgehend beseitigt werden.
  • Waschen Sie die Füße täglich mit pH-neutraler Seife kurz (3 Minuten) in lauwarmem Wasser (32° bis 35°C, Thermometer). Danach trocknen Sie die Füße sanft – auch in den Zehenzwischenräumen (Brutstätte von Pilzen!) – mit einem weichen Handtuch ab. Um Austrocknungen vorzubeugen, müssen die Füße dann mit einer fettreichen, unparfümierten Salbe eingecremt werden. Dabei sparen Sie die Zehenzwischenräume aus.
  • Hühneraugen, Schwielen und Hornhaut, sowie Nagel- und Fußpilz gehören in Fachhände (Hausarzt, medizinische Fußpflege).
  • Die Zehennägel sollten nicht geschnitten, sondern nur gefeilt werden.
  • Laufen Sie nicht Barfuss, wo eine erhöhte Verletzungs- oder Infektionsgefahr besteht, zum Beispiel in Schwimmbädern.

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